
Pappe mit rutschhemmender Beschichtung
Guter Streifen
Artikel in der VerkehrsRUNDSCHAU Nr. 33/2009
von Rocco Swantusch
Mit wenig Aufwand und geringen Kosten die Ladung sichern. Um diese Vorgabe zu erfüllen, helfen bei den meisten Transporten rutschhemmende Materialien den Fahrern und Verladern weiter.
Ein Streifen reicht oftmals schon aus, um das vielerorts als leidig empfundene Thema Ladungssicherung zeitsparend und sicher umzusetzen. Eine Antirutschmatte oder andere rutschhemmende Materialien (RHM) helfen mit bei der Sicherung fast aller Transporte außer Schüttgüter, Tank- und Silofahrten. Das untergelegte Material erhöht – richtig platziert – die sogenannten Gleitreibbeiwerte, sodass die Ware nicht so schnell ins Rutschen und der Fahrer dementsprechend nicht ins Schwitzen kommt. Das Angebot reicht hierbei von Antirutschmatten mit Gummigranulat oder Vollmaterial über rutschhemmende Vollpappe bis hin zu Antirutschpaletten aus Kunststoff.
„Bei all der Auswahl gibt es aber keine Kennzeichungspflicht. Hilfe verspricht ein Blick in den veröffentlichten Weißdruck des Blattes 15 der Richtlinienreihe 2700 Vereins Deutscher Ingenieure (VDI). Hierin sind die qualitativen Anforderungen an rutschhemmende Materialien beschrieben, also deren Eignung und Verwendung“, erklärt VDI-Experte Volker Kirsten. Es wird darin geklärt, wie sich die Materialien im Einsatz verformen können oder unterschiedliche Temperaturen auf diese einwirken.
„Die schwierige Frage nach den Messverfahren, wie die Gleitreibbeiwerte bestimmt werden, beantwortet das Blatt 14”, sagt Kirsten. Hierzu liegt der Entwurf bereits vor. Ende August endet die Einspruchsfrist, sodass anschließend auch dieser Weißdruck fertiggestellt wird.
Einen Blick in die Normen empfiehlt auch Markus Strecker:
„Der Gleitreibbeiwert liegt bei einer guten Antirutschmatte bei µ 0,6, wobei darauf zu achten ist, dass dieser Wert nach standardisierten Vorgaben wie beispielsweise nach VDI-Richtlinie 2700 Blatt 14 ermittelt wurde und damit mit anderen Materialien vergleichbar ist”, rät der Ladungssicherungsprofi und Leiter Arbeitssicherheit und Fahrtraining bei der SVG Südbaden in Freiburg.
Eine Vielzahl von Anbietern
Seit 2005 testet und verbessert das Team der Abteilung Multi-Cargo bei der Nordpack GmbH Ladungssicherungslösung namens Safety Grip. Dies ist keine normale Gummimatte, sondern eine Pappe mit rutschhemmender Beschichtung.
„Die Anfrage eines Kunden für den Export nach Japan nach einer ökologischen wie auch ökonomischen Anwendung, die den Verlader
auch in Haftungsfragen der Ladungssicherung absichert, war die Initialzündung, um nach einer Einweglösung zu forschen”, erinnert sich der Multi-Cargo-Verantwortliche.
Schnell stieß er auf erste Hürden. „Damals war es nicht ausreichend beziehungsweise eindeutig geregelt, wie die Prüfung der rutschhemmenden Materialien auszusehen hat”, erklärt der PM und fügt an: „Heute haben wir eigene Prüfanlagen, um Gleitreibbeiwerte mit Gewichten bis zu fünf Tonnen zu testen.”
Wann sind die Matten ablegereif?
Ein Problem aus der Praxis ist die Frage der Ablegereife der Matten. „Wie oft kann eine Antirutschmatte wiederverwendet werden? Wie soll der LKW-Fahrer oder das Verladepersonal feststellen, ob die mehrfach verwendete Matte noch die Rutschhemmung hat, die der Hersteller auf neue Antirutschmatten ermittelt hat, wenn doch Verschmutzungen und Abnutzung die Gleitreibung verschlechtern?” fragt der Produktspezialist der Nordpack GmbH.
Für Nordpack ist es klar, dass die Antirutschmatte nur jeweils einmal verwendet werden kann, um unbeschädigt und nicht verschmutzt die optimale Sicherheit zu garantieren. Nordpack empfiehlt unter den Palettenkufen auszulegen, anstatt mit kleinen Pads zu arbeiten.
Zu den Anwendern der Einweglösung zählt das Chemieunternehmen Clariant International aus Muttenz in der Schweiz. „Ladungssicherung zum Nulltarif gibt es nicht, aber die eigene Erfahrung hat gezeigt, dass diese Kosten im Vergleich zu möglichen Schäden gering sind. Wer hier spart, spart definitiv an der falschen Stelle“, stellt Raul Mitter, Verantwortlicher für Corporate Transport Safety bei Clariant, klar.
Verlader und Fahrer sichern beide
Im Schweizer Unternehmen teilen sich Fahrer und Verlader die Ladungssicherung. Sprich: Fahrer und Ladepersonal sichern gemeinsam die Ware. Der Chauffeuer stellt dafür die Zurrgurte und Clariant die Einweg-Antirutschmatten zum Sichern der Paletten. „Eine Einweglösungen ist ideal, da wir nicht den Antirutschmatten hinterhergehen müssen“, beton Mitter. Denn in dem internationalen Unternehmen führen die Touren meist nicht direkt zum Verlader zurück.
Seit über einem Jahr helfen die Safety-Grip-Matten, die bis zu 35 LKW-Transporte, welche täglich die Verladestelle verlassen, mit zu sichern. Ein spezieller E-Learning- Ladungssicherungskurs zeigt dem Ladepersonal genau, wie es die Antirutschstreifen platzieren muss, um effektiv den Reibbeiwert zu erhöhen.
„Mithilfe der Antirutschmatten haben wir die Anzahl der notwendigen Zurrgurte auf circa 11 pro LKW halbieren können“, rechnet der Ladungssicherungsverantwortliche Mitter vor. Entsorgt werden die Einmalhilfen, indem sie am Bestimmungsort in den Altpapiercontainer wandern, bevor für die nächste Ladung die nächsten Streifen ausgelegt werden.